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Flughafenbekanntschaft

Manchmal frage ich mich, ob Gott einen speziellen Plan mit mir hat der in Richtung Entertainer gehen soll, oder ob es einfach nur meine kindliche Naivität ist, die mich im Leben immer wieder recht merkwürdige Dinge erleben lässt, die stets eines gemeinsam haben: ein Bild von mir zu zeichnen, bei dem ich nicht unweigerlich durch Scharfsinn aufzufallen scheine.

Auch wenn ich mich für ein aufgewecktes Kerlchen halte, ist es doch schon fast auffällig, wie ich diverse Momente förmlich anziehe, um aus und mit Ihnen ein Teil von Geschehnissen zu werden, die allerdings auch gleichzeitig einen hervorragenden Stoff für jede meiner Stammtischrunden darstellt. Nun ja, da ich ein Mensch bin, der auch durchaus über sich selbst lachen kann (anders ließe es sich wahrscheinlich gar nicht aushalten), möchte ich an dieser Stelle kurz erläutern, wie ich (beinahe) ins französische Fernsehen gekommen wäre.

Es war während der Woche am späten Nachmittag, als ich in einem Starbucks-Cafe am Pariser Flughafen Charles-de-Gaulle saß und meinen Espresso trank. Ich saß an meinem Laptop, loggte mich für 2.90 Euro in das WLAN des Flughafen ein und bearbeitete meine Emails. Da in Paris jede Menge interessante wie schöne Menschen leben, kam ich gelegentlich nicht umher meinen Blick schweifen zu lassen.
Während ich so vor mich hin sinierte, entdeckte ich eine sehr attraktive Frau, die etwas orientierungslos ca. 3 Meter von mir entfernt mit ihrem Koffer stand und einen sehr unentschlossenen Eindruck machte. Ich musterte sie und dachte noch bei mir, dass Aussehen heutzutage ja auch nur ein Aspekt von vielen ist, als sie an mir vorbei zu dem Schalter ging, um sich offensichtlich einen Café zu bestellen. Ich beobachtete sie noch einen Moment und wunderte mich, dass sie dort Ewigkeiten stand ohne etwas zu bestellen. Insgeheim dachte ich mir, dass dies wohl eine Person sein müsse, die auch sonst im Leben eher unschlüssig sein müsste, denn wer benötigt schon fünf Minuten um sich für einen Café zu entscheiden.
Nachdem die Dame dann ohne etwas zu bestellen mit ihrem Trolly wieder von dannen zog, widmete ich mich wieder dem Zentrum meiner kleinen bescheidenen Welt, meinem Emailpostfach.

Nach ca. 10 Minuten schaute ich erneut auf und sah die selbe Dame wieder am Tresen des Starbucks stehen. Ich war verwundert. Um meiner Bewunderung und meiner Fähigkeit jede Nuance um mich herum wahr zu nehmen Ausdruck zu verleihen, schüttelte ich vor Verständnislosigkeit den Kopf. Die Dame verweilte, wich nach ein paar Minuten wieder den anderen Gästen und stellte sich erneut drei Meter von mir auf.

Sollte ich -trotz meines Aufenthaltes in Paris – die neuesten Flirtmethoden versäumt haben ? War es ein Flirtversuch oder war ich plötzlich so egomanisch veranlagt, dass ich alles falsch verstand ?
Ich beschloß darauf hin auch weiterhin zu beobachten.

Beim dritten Anlauf der jungen Dame an die Theke schüttelte ich erneut den Kopf und wähnte mich schon in einer Zeitschleife wie in „täglich grüßt das Murmeltier“ gefangen.

Ich ließ meinen Blick herumschweifen und entdeckte ein Kamerateam, welches ich zwar grundsätzlich schon bemerkt hatte, allerdings nicht mit der jungen Dame in Zusammenhang gebracht hatte.
Und genau dieses Kamerateam verfolgte die junge Dame mit ihrer Kamera.
Da verstand ich plötzlich. Die Dame war Bestandteil eines Filmes und man versuchte offensichtlich kramphaft eine Szene in den Kasten zu bringen. Zunächst dachte ich an einen Werbefilm für Starbucks, woraufhin ich auch verstand warum die Dame des Öfteren einen Anlauf unternahm. Da ich mitten im Geschehen, bzw. der Aufmerksamkeit der Kameralinse stand, bzw. saß, passte es offensichtlich nicht ins Drehbuch, dass ich ständig die junge Dame anschaute und wild mit dem Kopf zu schütteln begann, sobald sie wieder einmal um die Ecke bog. Das schien die Szene irgendwie unglaubwürdig zu machen.
Es hätte sich ja auch mal jemand trauen können mir Bescheid zu sagen. Vielleicht wollten sie auch einfach nur eine natürliche Szene inszenieren. Aber nicht mit mir ! Und dazu noch kostenlos.

Ich verfolgte das Treiben und fand dann heraus, das dort diverse Szenen in diesem Café gedreht wurden, offensichtlich für eine Soap, denn so wurde ich mehr oder weniger Zeuge und Bestandteil einer Anbandelungsszene, die so schnulzig war, dass ich zu grinsen anfingen musste. Auch das störte die Regiseure offensichtlich. Aber mal ehrlich .. wer sitzt schon im reelen Leben im Starbuckscafe, trinkt einen Café und wird dann von einem Piloten angebaggert, der Sprüche bringt, bei denen sich unsereins schon längst eine gefangen hätte. So gut war mein Französisch dann auch nicht und ich verließ dann leicht gelangweilt das Geschehen. Eine Gage wollte mir offensichtlich keiner anbieten, Applause und Anerkennung schienen mir auch ungewiß und so machte ich mich auf dem Weg zu meinem Gate in die Heimat, wo ich die Soapstars mehr oder wenig wenigstens flüchtig vom Sehen her kenne.

Wenn mich zufällig jemand in einer französisch Soap wiedererkennen sollte, die zufällig in einem Starbucks am Flughafen spielt, dann wäre ich über eine Nachricht per Email sehr erfreut.

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