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Der Angler und der Fisch

Neulich kam im Fernsehen eine Folge einer bekannten US-Sitcom, bei der es darum ging, wie schnell man sich am Haken einer anderen Person befindet, meistens ohne dass man es merkt.
Und tatsächlich ist es so, dass man sich häufiger an einem Haken wiederfindet, als einem lieb ist.

Und einer Ilussion sollte man auf gar keinesfalls verfallen: derjenige am Haken ist ein Opfer. Ein Fisch, der zappelt, der keinen Einfluss auf denjenigen hat, der den Haken ausgeworfen hat. Entweder wird man ausgeweidet oder mit viel Glück zurück in den See geworfen. Doch selbst dann zeichnen einen die Verletzungen, die der Haken verursacht hat.

Es ist richtig und wichtig, sich auf andere Menschen einzulassen. Und selten empfinden zwei Menschen immer gleich viel füreinander, meistens verhält es sich mit der Liebe wie bei zwei Sinuskurven, die nie die gleiche Frequenz besitzen.

Da stellt sich natürlich die Frage, was genau ist es, dass den Fisch dazu veranlasst nach dem Köder zu schnappen, obwohl er intelligent und erfahren genug sein sollte, die scheinbar leichte Beute als folgenschwere Kette von Ereignissen voraus zu ahnen ?

Wir Menschen hängen und klammern uns manchmal an eine andere Person, ob aus Liebe, vermeintlicher Liebe oder eines verletzten Egos, obwohl wir bereits ahnen, dass dieses Märchen meist nicht mit einem Happy End gesegnet ist.

Das normale Verhalten bei Erkennen der Situation sollte Flucht sein. Doch genau das Gegenteil ist in den meisten Situationen der Fall. Man klammert sich an die Hoffnung, man interpretiert Situationen und redet sich Momente schön, die in ihrer Ablehnung nicht größer sein könnten.

Am Anfang hofft man, dass alles gut wird und man am Ziel ankommen wird.
Danach erkennt man, dass es schwierig wird. Man zappelt und versucht sich vom Haken zu befreien. Aber eigentlich will man nicht entkommen, denn die Hoffnung schwingt im Überlebenskampf mit. Je aussichtsloser die Situation, desto mehr verleugnet man die Realität.

Am Ende hat man so lange am Haken gezappelt, während dieser sich durch alle Eingeweide gefressen hat, dass man sich sagt: jetzt habe ich alle diese Schmerzen auf mich genommen und all die Zeit investiert, um das durchzustehen. Jetzt aufzugeben – so kurz vorm vermeintlichen Ziel – würde alle Strapazen und Schmerzen umsonst gewesen sein lassen.

Der eine hat eine Woche geopfert, andere Jahre.
Sicher ist es schmerzhaft aufzugeben, alles das zu verlieren was man in der Zukunft zu besitzen glaubt. Aber mal ehrlich: was besitzt man denn ? Gar nichts.
Auf der einen Seite ist der Fisch, auf der anderen der Angler. Die Rollen sind klar verteilt und wenn die Intentionen des jeweiligen Parts nicht klar sein sollten, dann sollte man sich einfach sein Herz anschauen, das vom Haken durchlöchert und gnadenlos zerstört wurde. Dann wird einem schnell bewusst werden, ob man Fisch oder Angler ist.

Auch wenn man 10 Jahre an einem Haken zappelt, es ist nie zu spät die Flucht zu ergreifen und eine neue Zukunft zu beginnen.
Das Schwierigste daran ist zu realisieren, dass man ein Fisch ist, der an einem Haken hängt. Die Verdrängungskünste des Menschen weisen diesbezüglich ein erstaunliches Spektrum an Kreativität auf.

Eine Partnerschaft, eine Liebe, gegenseitige Zuneigung oder Freundschaft hat viele Höhen und Tiefen. Das liegt in der Natur der Dinge.
Eines gehört dort aber auf gar keinen Fall dazu: ein Haken.

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